Sind die Begriffe Hurenkind & Schusterjunge noch politisch korrekt? - szda
Sind die Begriffe Hurenkind & Schusterjunge noch politisch korrekt?
Wenn du dich mit Typografie oder Layout-Gestaltung beschäftigst, bist du sicher schon einmal über die Begriffe „Hurenkind“ und „Schusterjunge“ gestolpert. Diese Begriffe stammen aus der traditionellen Druckersprache und bezeichnen bestimmte typografische Fehler, die bei Textsatz und Umbruch auftreten. Doch in einer zunehmend sensibleren Gesellschaft stellt sich die Frage: Sind diese Begriffe heute noch angemessen oder […]
10. Februar 2025
Autor: szda
Kat.: Allgemein

Wenn du dich mit Typografie oder Layout-Gestaltung beschäftigst, bist du sicher schon einmal über die Begriffe „Hurenkind“ und „Schusterjunge“ gestolpert. Diese Begriffe stammen aus der traditionellen Druckersprache und bezeichnen bestimmte typografische Fehler, die bei Textsatz und Umbruch auftreten. Doch in einer zunehmend sensibleren Gesellschaft stellt sich die Frage: Sind diese Begriffe heute noch angemessen oder sollten sie durch neutralere Alternativen ersetzt werden?

Was bedeuten Hurenkind und Schusterjunge?

Bevor wir uns mit der politischen Korrektheit dieser Begriffe befassen, lohnt es sich, deren Bedeutung zu klären:

  • Hurenkind: In der Typografie bezeichnet ein Hurenkind die letzte Zeile eines Absatzes, die am Anfang einer neuen Seite oder Spalte steht. Dieses Phänomen wird oft als störend empfunden, da es die Lesbarkeit beeinträchtigt.
  • Schusterjunge: Ein Schusterjunge ist das Gegenteil des Hurenkindes. Es handelt sich um die erste Zeile eines neuen Absatzes, die am unteren Rand einer Seite oder Spalte steht, während der Rest des Absatzes erst auf der nächsten Seite folgt.

Diese Begriffe existieren seit Jahrhunderten in der Druck- und Verlagsszene. Aber bedeuten ihre historischen Wurzeln, dass sie auch heute noch unproblematisch sind?

Warum gibt es Diskussionen über die Begriffe?

In den letzten Jahren hat sich die Sprache stark weiterentwickelt. Begriffe, die früher unbedacht verwendet wurden, werden heute hinterfragt, insbesondere wenn sie diskriminierende oder abwertende Konnotationen haben.

  • Der Begriff „Hurenkind“ ist besonders problematisch, da er das Wort „Hure“ enthält. Der Begriff könnte als frauenfeindlich oder sexistisch interpretiert werden, da er eine abwertende Bezeichnung für eine Frau mit einer typografischen Unschönheit gleichsetzt.
  • Der Begriff „Schusterjunge“ ist weniger offensichtlich problematisch, aber auch hier gibt es Kritik. Der Ausdruck könnte als veraltet oder klassistisch angesehen werden, da er eine historische Berufsgruppe herabwürdigt.

Gerade in professionellen und akademischen Kreisen wird zunehmend darauf geachtet, diskriminierungsfreie Sprache zu verwenden. Das führt dazu, dass einige Fachleute und Organisationen alternative Begriffe bevorzugen.

Gibt es Alternativen?

Ja, es gibt mittlerweile neutralere Begriffe, die in der typografischen Praxis genutzt werden. Statt „Hurenkind“ und „Schusterjunge“ schlagen einige Fachleute folgende Bezeichnungen vor:

  • Witwe (Widow) statt „Hurenkind“
  • Waise (Orphan) statt „Schusterjunge“

Diese Begriffe stammen aus dem Englischen, wo „Widow“ und „Orphan“ bereits weit verbreitet sind. Sie sind neutraler, weniger anstößig und werden mittlerweile auch in deutschsprachigen Typografie-Leitfäden empfohlen.

Wie reagieren Verlage und Design-Profis?

Die Meinungen innerhalb der Branche sind geteilt. Während einige Designer und Verlage bewusst auf alternative Begriffe umsteigen, halten andere an den traditionellen Bezeichnungen fest. Oft argumentieren sie mit der historischen Bedeutung und Tradition dieser Begriffe.

Es gibt jedoch auch prominente Beispiele für den Sprachwandel:

  • Adobe und Microsoft nutzen in ihren Programmen zunehmend die Begriffe „Widow“ und „Orphan“.
  • Typografie-Fachbücher setzen vermehrt auf neutrale Begriffe, insbesondere in neuen Auflagen.
  • Journalistische und akademische Richtlinien tendieren dazu, diskriminierungsfreie Sprache zu bevorzugen.

Sollte man die Begriffe also noch verwenden?

Letztendlich liegt die Entscheidung bei dir. Wenn du in der kreativen Branche tätig bist, kann es sinnvoll sein, dich an modernen, neutraleren Begriffen zu orientieren – insbesondere, wenn du in einem internationalen Umfeld arbeitest. Falls du in konservativeren Bereichen wie der klassischen Druckerei tätig bist, könnten die alten Begriffe noch gängig sein, aber du solltest dir der Diskussion darüber bewusst sein.

Die Sprache entwickelt sich weiter, und es ist nie verkehrt, respektvolle und inklusive Alternativen zu wählen. In diesem Sinne: Warum nicht einfach „Widow“ und „Orphan“ verwenden und Diskussionen über unnötig provokante Begriffe vermeiden?

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verfasst von: szda

veröffentlicht am: 10. Februar 2025

Ein Kreativschädel wie er im Buche steht. Geboren in den 80er, aufgewachsen in den 90er und den Jahrtausendwechsel gefeiert. Ich bin seit meinem ersten Tag auf Erden ein Enfant-terrible.

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